Kursübersicht

1 – MÖGLICHKEITEN UND RISIKEN DER GENTECHNIK – VOM BAUCHGEFÜHL ZUM FAKT

Tobias Walther & Julia Rühle

Insektenresistente Pflanzen, leuchtende Fische und Designerbabys – erstaunliche Möglichkeiten der Gentechnik. Allerdings spielt gentechnische Arbeit schon lange nicht mehr nur in der Wissenschaft eine Rolle, sondern ist Teil unseres alltäglichen Lebens, ob beim Kauf von Schokolade im Supermarkt oder beim Trinken eines Bierchens in der Bar um die Ecke. 2019 wurde sogar eine genetisch-modifizierte Reissorte zugelassen, die durch Vitamin-A-Mangel hervorgerufener Blindheit vorbeugt. Die Gentechnik ist also in fast allen Bereichen unseres Lebens.

Doch wie kann das Erbgut von Organismen verändert werden und welche Chancen ergeben sich daraus? Welche Methoden gibt es lebende Organismen zu verändern oder künstliche Organismen zu erschaffen? Welche Aspekte erfordern eine skeptischere Betrachtung?

Ausgehend von diesen Fragen, beschäftigt sich der Kurs mit verschiedenen Aspekten der Gentechnik und der Biotechnologie. Zunächst betrachten die Kursteilnehmenden zelluläre Mechanismen, DNA und Enzyme. Neben Methoden zur Veränderung von DNA werden dann Techniken zur Übertragung und Analytik des genetischen Materials behandelt. Diese sind nötig, um sicher zu stellen, dass die DNA an der korrekten Stelle wie gewünscht verändert wurde. Dazu wird sich der Kurs auf die Gentechnik folgend mit dem Begriff der Biotechnologie und der molekularbiologischen Laborarbeit befassen.

Anhand von Beispielen und verschiedenen Aufgaben haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, das neue Wissen zu vertiefen und Anwendungen zu finden. Außerdem erwerben sie im Laufe des Kurses Kompetenzen in wissenschaftlichem Schreiben und Präsentieren sowie dem Bearbeiten von Fachliteratur.


2 – DIE BIOLOGISCHE FESTPLATTE – NEUROPHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN DER GEDÄCHTNISFORSCHUNG

Henrike Jungeblut & Ilona Vieten

Das Gehirn ist das Organ, das mehr als jedes andere die Grundlage unseres Bewusstseins und unserer Persönlichkeit bildet. Im Zentrum steht das Gedächtnis, ohne das Fähigkeiten wie Lernen, Sprache, Mitgefühl und Kreativität nicht denkbar wären. Forschende in der Psychologie beschäftigen sich mit der Beschreibung verschiedener Unterformen des Gedächtnisses und versuchen zu erklären, wie diese interagieren, damit das Gehirn ein komplexes Bild der Umwelt und der individuellen Vergangenheit aufbauen und bewahren kann. Die neurowissenschaftliche Forschung stellt grundlegende Fragen über Mechanismen einzelner Zellen oder vieler Zellen als System und nutzt dabei Methoden wie der Magnetresonanztomografie (MRT) und (intrakraniellen) Elektroenzephalogramm-Ableitungen (EEG).

Im Kurs erarbeiten die Teilnehmenden die Grundlagen der psychologischen und biologisch-neurowissenschaftlichen Gedächtnisforschung sowie deren Methoden. Der Fokus liegt dabei auf der nicht-klinischen Erforschung gesunder und neurotypischer Gedächtnisfunktionen und äußeren Einflüssen, die diese beeinträchtigen oder optimieren können. Die Teilnehmenden lernen darüber hinaus anhand einer selbst durchgeführten Feldstudie innerhalb der Akademie praktische Grundlagen der experimentellen Forschung kennen. Hierbei erwerben sie Wissen über alle wichtigen Schritte einer wissenschaftlichen Studie: Hypothesenformulierung, Datenerhebung und -analyse und die Verschriftlichung der Ergebnisse. Im Anschluss ordnen die Teilnehmenden ihre Ergebnisse in die bestehende englischsprachige Forschungsliteratur ein und erlernen so den kritischen Umgang mit wissenschaftlichen Texten.

Zur Vorbereitung bereiten die Teilnehmenden selbständig kurze Referate mit dokumentierenden Handouts vor, die sie in den ersten Stunden des Kurses vortragen.


3 – WIE WIR MITEINANDER REDEN – PHILOSOPHISCHE PERSPEKTIVEN AUF DEN GESELLSCHAFTLICHEN DISKURS

Klara Marieke Oskamp & Anton Oskamp

In unseren Diskursen scheinen sich die Fronten zu verhärten. Kompromissbereitschaft und gegenseitiges Verständnis sind rar gesät. Was kann uns die Philosophie zu diesem Problem sagen? Welche deskriptiven und präskriptiven Ansätze gibt es?

Dieser Kurs behandelt Texte von Platon, Sextus Empiricus, Schopenhauer, Habermas, Apel, Deleuze, u.a., denen sich die Teilnehmenden in vorbereitender Lektüre annähern und welche ihnen unterschiedliche Perspektiven auf Gesprächsführung und Diskursethik eröffnen. Im Verlauf des Kurses vertiefen die Teilnehmenden diese philosophischen Grundlagen in Gruppen- und Plenumsdiskussionen und wenden sie auf reale Beispiele, vor allem aus der Online-Diskussionskultur, an. So lernen sie, Gesprächssituationen zu verstehen, zu kategorisieren und zu bewerten.

Darüber hinaus ist es pragmatisches Ziel des Kurses, die Teilnehmenden in die Lage zu versetzen mit philosophischen Mitteln Gespräche zu führen, aus denen gegenseitiges Verständnis, Mitgefühl und Kooperation entstehen. Hier geben die philosophischen Texte alternative Verhaltens- und Betrachtungsmöglichkeiten für alltägliche Gesprächssituationen an die Hand. Zur Einübung dieser unterschiedlichen philosophischen Haltungen spielen die Teilnehmenden u.a. in wechselnden Rollen Gesprächssituationen durch und lernen, sowohl ihr eigenes als auch das diskursive Verhalten ihrer Gesprächspartner zu beobachten, zu beurteilen und zu verändern. Dabei reflektieren sie auf mögliche Hindernisse, die einer Haltungsänderung bei sich und anderen im Weg stehen können. Für eine Teilnahme am Kurs ist daher die Bereitschaft erforderlich, eigene Vorurteile, Grundüberzeugungen und Voraussetzungen infrage zu stellen.


4 – VON UNIVERSITÄTEN UND DER PEST – ITALIEN UND DIE VERKNÜPFUNG MIT DEM REICH IM 12. BIS 15. JAHRHUNDERT

Samantha Seithe & Merle Waschkowitz

Die Pest, Universitäten und Friedrich Barbarossa – all diese Dinge haben etwas gemeinsam, ihre Anfänge liegen in Italien. Im 12. bis 15. Jahrhundert finden sich verschiedenste Entwicklungen und Ereignisse in Italien, die sich auf die gesamte Welt ausgewirkt haben.

In diesem Kurs werden interdisziplinär die Netzwerke, Entwicklungen und Ereignisse untersucht, neben der Architektur spielen auch Literatur, Wissensgeschichte und der Handel eine zentrale Rolle. Die Teilnehmenden stellen Zusammenhänge und Verbindungen zwischen Italien und dem Heiligen Römischen Reich her und ergründen ihre Anfänge. Zentrale Themen werden unter anderem die Rolle der Frau, Sklaverei im Mittelmeerraum sowie Aspekte der Handels-, Wissens- und Medizingeschichte sein. Die multiperspektivische Untersuchung erfolgt anhand zahlreicher mittelalterlicher Quellen und ausgewählter Forschungsliteratur, die für die Referate und die anschließende gemeinsame Diskussion im Kurs im Voraus zur Verfügung gestellt werden. Die Ergebnisse tragen die Teilnehmenden im Kurs zusammen und bereiten sie für die Rotation mit einem musealen Konzept auf.

Nach diesem geisteswissenschaftlichen Kurs haben die Teilnehmenden einen Überblick über die Ereignisse und Entwicklungen Italiens und die interdisziplinären Verbindungen zum Heiligen Römischen Reich und der übrigen Welt gewonnen. Weiterhin haben sie verschiedene Methoden der Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichte und Literaturwissenschaften kennengelernt und einen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten in Theorie und Praxis erhalten.


5 – WISSENSCHAFT IN DER ÖFFENTLICHKEIT? – WIE WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION IN DER METEOROLOGIE FUNKTIONIERT

Sonja Husemann & Lena Metzner

Das Wetter und das Klima beeinflussen uns alltäglich. Dieser Einfluss ist in manchen Fällen stark spürbar, beispielsweise bei Starkregenereignissen. Doch wie entstehen Wolken, die zu Regen führen? Und warum besitzt die Erde eine Temperatur, die es ermöglicht, dass Wasser in der flüssigen Phase existieren kann? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, ist ein Verständnis komplexer Systeme erforderlich. Darüber hinaus ist eine adressatenspezifische Vermittlung dieser Erkenntnisse Aufgabe der Wissenschaft, da diese einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Ziel des Kurses ist es, atmosphärische Prozesse wie die Wolkenentstehungen, das Tropfenwachstum sowie die Strahlungsbilanz des Erdsystems anhand von Formeln nachvollziehen sowie daraus der Komplexität angemessene Modelle erarbeiten zu können. Zudem werden Methoden und Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation vermittelt und in einem praktischen Projekt erprobt. Am Ende des Kurses sind die Teilnehmenden in der Lage, ihre erlangten Erkenntnisse in dem Bereich der Meteorologie zielgruppengerecht darzustellen und zu einer kritischen Diskussion anzuregen.

Der Kurs richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die ein Interesse für Physik und Mathematik mitbringen sowie Diskussionsfreudigkeit und Bereitschaft zur Mitwirkung an praktischen Projekten zeigen. Um die zu behandelnden atmosphärischen Prozesse zu verstehen, sind Kenntnisse von Exponential- und Potenzfunktionen, Ableitungen und Funktionen mit mehreren Variablen erforderlich. Im Vorfeld wird den Teilnehmenden zur Einführung oder Wiederholung dieser mathematischen Grundlagen ein Paper zur Verfügung gestellt. Zudem sollte die Bereitschaft bestehen, einen kleinen Reader vorzubereiten und sich Praxisbeispiele aus der Wissenschaftskommunikation anzuschauen.


6 – KULTURKRITIK – PHILOSOPHISCHE BETRACHTUNGEN

Julia Elise Schmidt & Max Steinwandel

Kultur verhieß einst die volle Entfaltung des Menschen innerhalb der Gesellschaft. Hat sich dieses Versprechen aus heutiger Perspektive bewahrheitet? Im 18. Jahrhundert fangen Philosophen damit an, Kultur als solche zu hinterfragen. Zwei Jahrhunderte später bezeichnet Adorno die Kultur als gescheitert, ja sogar als Barbarei.

Dieser Kurs untersucht durch die genaue Lektüre philosophischer Texte einige einflussreiche Argumente der Kritik an Kultur. Was bedeutet Kultur heute? Wie kann man Kultur kritisieren? Solche Fragen leiten den Kurs durch die Gefilde der Kulturkritik. Immerzu steht dabei das Problem im Hintergrund, wie Kultur zu ihrem Recht kommen kann. Der Kurs versucht, neben theoretischen auch ästhetischen Ansätzen der Kulturkritik Rechnung zu tragen. Darüber hinaus ordnet er die Texte historisch und geistesgeschichtlich ein. Hierzu diskutieren die Teilnehmenden in Kleingruppen und im Plenum die Inhalte interaktiv; sie sollten daher Freude an der Lektüre herausfordernder Texte haben und sich auch vor einem größeren Textaufkommen nicht scheuen. Im Vorfeld des Kurses sollten die Teilnehmenden die Lektüre sowie ein Referat vorbereiten.

Die Ziele des Kurses sind zweierlei; zum einen will er die Tradition der Kulturkritik philosophisch beleuchten, zum anderen sollen die Teilnehmenden mit dem nötigen Handwerkszeug ausgestattet werden, um auf akademischem Niveau mit philosophischen Texten arbeiten zu können. Nicht zuletzt werden die Teilnehmenden kritisches Denken selbst kultivieren.